Ja, es ist wieder so weit, die Zeit der Faschingskrapfen ist wie jedes Jahr zu schnell vorbei und wie jedes Jahr hört man nun an jeder Ecke die übliche Frage. Jeder Radiomoderator jeder Morgensendung erzählt davon (ja, ich bin so alt, dass ich noch gerne Radio höre und nicht nur auf Spotify unterwegs bin), viele Blogbeiträge werden dazu geschrieben und es ist auf den diversen Social Media Kanälen ein ähnlich großes Thema wie die guten, alten Neujahrsvorsätze.

Fasten – Neujahrsvorsatz light

Das Fasten ist – so kommt es mir zumindest vor – sogar noch deutlich beliebter als die Vorsätze zu Jahresbeginn. Immerhin sind es ja nur 40 Tage und nicht gleich die ganzen 365, an denen man sich an den selbst auferlegten Verzicht halten muss.

Weniger Süßes, weniger rauchen, weniger Alkohol – das sind wohl die Top 3 der Dinge, die man in diesen Tagen fastet.
Ich muss ganz ehrlich zugeben: ich habe mich am ersten Thema schon so manches Jahr versucht und mein innerer Schweinehund lacht mich wohl nur noch aus, wenn ich mir mal wieder „Weniger Süßes!“ voller Inbrunst und Überzeugung vornehme. Weiß er doch, dass ich keine zwei Tage ohne meine geliebte Honig-Salz-Mandel-Schokolade überleben kann.

So habe ich mir dieses Jahr einfach mal andere Dinge, auf die ich verzichten möchte überlegt.

Und was hat das jetzt mit der Fotografie zu tun?

Nun, so einiges.
Manche Punkte betreffen mein kleines Business direkt, manche indirekt. Die Fotografie gehört mittlerweile so fest zu meinem Leben, dass es für mich oft nicht so einfach ist, privates und berufliches komplett zu trennen. Das ist zwar ein anderes Thema und sicherlich auch einmal einen eigenen Artikel wert, aber heute geht es erstmal ums Verzichten und Bewusstmachen.

Pferd im Morgenlicht der Toskana | Pferdefotografie München | Sarah Koutnik Fotografie

1. Ich faste schlechte Gefühle

Der erste Fastenpunkt ist für mich gleich der wichtigste. Schlechte Gefühle, das sind natürlich erstmal miese Laune, auf die ich die nächsten 40 Tage gern verzichten mag. Aber auch andere negative Emotionen:

  • Ärger – zum Beispiel darüber, dass die S-Bahn mal wieder Verspätung hat und ich nicht superpünktlich zum Fotoshooting auftauche
  • Neid – wie der Blick hinüber auf die „Konkurrenz“, die schon wieder nur von vollen Terminkalendern spricht
  • Angst – die kleine Stimme im Hinterkopf, die mir immer wieder einreden möchte, dass ich Dinge nicht schaffe

2. Ich faste Zeitfresser

Meine Zeitfresser sind definitiv Social Media Kanäle wie Facebook, Jodel und Instagram. Kaum befinde ich mich auf diesen Plattformen, befinde ich mich in einem Raum ohne Zeit, scrolle wie ein Zombie immer weiter und weiter und vergesse, was ich eigentlich wollte. Aber auch Netflix gehört für mich da mit dazu. Habe ich eine Serie entdeckt, die mich fesselt, dann fängt der Teufelskreis an: „Nur noch die eine Folge, dauert eh nicht lange. Oh, jetzt hört die aber mit so einem fiesen Cliffhanger auf – nur noch eine Folge, dauert eh nicht lange,…“

3. Ich faste „mach ich später“

Hier kichert mein kleiner Schweinehund mal wieder sehr fies, er wartet nur darauf, dass ich in mein gutes, altes Muster der Prokrastination zurückfalle. Ich bin Meister darin, Dinge auf „später“ zu verschieben und fadenscheinige Gründe zu finden, warum ich das nicht jetzt sofort erledigen kann.
Ich kann nicht lernen, wenn ich die Küche nicht aufgeräumt habe, denn… Es stört mich zu wissen, dass der Abwasch nicht erledigt ist. Und das stört mich natürlich nur beim Lernen, nicht, wenn ich ein Buch lese.
Ich kann auch nicht jetzt sofort die Buchhaltung machen, denn… habe ich eigentlich schon die Pflanzen gegossen?

roter Hauskater Lauser | Katzenfotografie | München | Sarah Koutnik Fotografie | faste

Und am Ende der Fastenzeit?

Für viele ist am Ende dieser 40 Tage auch die Qual des Verzichts endlich vorbei. Endlich darf man wieder Schokolade essen (wie gut, dass man eben im Garten drei Kilo Schokoosterhasen gefunden hat), endlich wieder all die schönen Dinge tun, von denen man weiß, dass man davon weniger tun/essen sollte, die aber zu schön sind, um weiterhin darauf zu verzichten.
Ich bewundere ja schon die Menschen, die 40 Tage auch tatsächlich aushalten. Wie schon gesagt, war bei mir eigentlich immer nach spätestens einer Woche das schlechte Gewissen groß, wenn ich mir „nur ein Stück“ Schokolade oder Kuchen oder was auch immer gegönnt habe.

Verzichten heißt für mich auch immer bewusst machen. Mir selbst einmal vor Augen führen, welche Laster mich begleiten und darüber reflektieren, ob die denn wirklich sein müssen. Muss ich so viel Zeit sinnlos mit scrollen verbringen? Muss ich so viel Energie darauf verschwenden, neidisch auf andere zu sein?
Ist es nicht besser, die Zeit sinnvoll zu nutzen und die Dinge gleich zu erledigen?

Ich weiß nicht, wie lange ich diesmal durchhalten werde und ob ein Leben ohne Social Media für mich funktioniert. Auf jeden Fall werde ich mich jetzt erstmal an den Abwasch machen, den ich schon so lange vor mir herschiebe. Und diesmal wird keine Ausrede vorgeschoben 😉