Und dann war da dieses eine Gespräch

„Steck dir deine Ziele nicht so hoch!“
Dieser Satz wurde mir einmal an den Kopf geworfen. Ich weiß nicht mehr genau, wie es dazu kam oder in welchem Zusammenhang genau es gesagt wurde. Und die genauen Umstände spielen eigentlich auch gar keine Rolle. Und trotzdem. Seit er ausgesprochen wurde, geistert er mir immer wieder Hinterkopf herum. Damals wie heute verstehe ich einfach nicht, wieso man so etwas sagen sollte. Denn meiner Meinung nach ist das kein Ratschlag, den man irgendjemandem geben sollte.

Mich hat diese Aussage damals schwer verunsichert. Waren meine Ziele zu hoch gesteckt? War ich in den Augen desjenigen, der mir das gesagt hatte, nicht gut genug, um sie zu erreichen? Arbeitete ich nicht hart genug dafür? Konnte ich meine Situation vielleicht nicht realistisch genug einschätzen?
Diese und ganz viele andere Fragen stellte ich mir. Ich begann, über all die verschiedenen Ziele, die ich mir so gesteckt hatte, nach zu denken. Für mich waren sie definitiv nicht zu hoch gesteckt, aber vielleicht hatte ich auch einen falschen Blick auf die Dinge. Und vor allem: welche Ziele waren gemeint?

Meine Ziele…

Ich habe nämlich sehr viele davon, die ich in ganz unterschiedliche Kategorien einteile. Da gibt es die, die täglich erreicht werden wollen. Auf dieser Liste stehen Dinge wie: Morgens halbwegs pünktlich aufstehen. Versuchen, trotz Morgenmuffeligkeit niemanden anzumotzen. Arbeiten. Genug trinken. Und ausreichend Schokolade esssen.

Davon war wohl keines gemeint (obwohl der Punkt mit der Morgenmuffeligkeit schon sehr hoch gesteckt ist – dieses Ziel erreiche ich bestimmt nicht täglich).

Dann gibt es die Ziele, die in weiteren Zeiträumen gedacht sind. Zum Beispiel dreimal die Woche Sport machen. Oder bis zum Ende der nächsten Woche die Fotos dieses Auftrags versandfertig haben. Bis zur Klausur gut lernen und den Schokoladenkonsum bis zum Sommer zu senken.

Gemeint waren ziemlich sicher meine Ziele der letzten Kategorie. Ich selbst sehe sie allerdings nicht als Ziele – es gibt keinen festen Zeitrahmen, der für die Erreichung eingehalten werden muss und ich muss sie auch nicht erreichen. Schon alleine der Weg dorthin bringt mich voran. Für mich sind diese Dinge eher…

Motivatoren und Träume

Es sind Wunschbilder, die mir den perfekten Ausgang all meiner Bestrebungen zeigen. Und ja, diese sind sehr hoch gesteckt. So hoch, dass ich mir gar nicht sicher bin, ob ich sie jemals erreichen kann. Aber darum geht es dabei nicht. Sie müssen nicht erreicht werden.

Ich sehe diese Ziele gerne als meine Leitsterne. Und wie das so ist, mit den Sternen: wir erreichen sie nicht. Aber wir können mit ihrer Hilfe navigieren und den richtigen Weg finden. Sie spenden Trost und Hoffnung, lassen mich daran glauben, dass am Ende des Weges auch etwas auf mich wartet. Sie führen mich auf Pfade, von denen ich nie zu träumen gewagt hatte und lassen mich auf der Reise Dinge erleben, die mich wachsen lassen.

Manchmal bringen sie aber auch Verzweiflung mit sich. An schlechten Tagen, wenn das Licht nur schwach leuchtet und ich mir nicht mehr sicher bin, ob ich denn noch auf dem rechten Weg bin, da möchte ich sie gerne auch verfluchen.

Doch diese Tage sind seltener geworden. Geholfen hat mir auch die Vorstellung, dass jeder seinen eigenen Sternen folgt und obwohl sich manche Wege ähneln, lassen wir uns doch von unterschiedlichen Lichtern leiten. Es bringt nichts, meinen Weg mit dem von anderen zu vergleichen, wir navigieren in unterschiedliche Richtungen. Wir haben unterschiedliche Strecken zurückgelegt, jeder hat andere Dinge gelernt und unsere Wege laufen vielleicht nur ein kurzes Stück weit parallel, bevor wir uns wieder aus den Augen verlieren.
Ich sollte meine Energie besser nutzen, meinen Gestirnen zu folgen, als den Weg anderer zu kritisieren.

 

 

Von Verurteilungen und Kritik

Egal was wir tun, es wird immer jemanden geben, der unseren Weg für den falschen hält. Es wird immer jemand da sein, der Kritik an uns übt – und das muss nichts Schlechtes sein! Konstruktive Kritik kann uns weiterbringen, uns unsere Motivatoren verfeinern lassen oder auch zurück auf den richtigen Weg bringen, wenn wir uns kopflos in einer Sache verrannt haben.
Doch konstruktive Kritik setzt voraus, dass sich die Person auch mit dem Beschäftigt hat, was uns antreibt und auch helfen möchte.

Viel häufiger passiert es jedoch, dass wir aus Neid und Missgunst oder anderen niederen Beweggründen heraus kritisiert werden. Aus dem einzigen Grund, dass sich der, der die Kritik übt, besser fühlt. Sich über uns erhaben fühlt und den eigenen Weg damit besser vor sich rechtfertigen kann. Das Ego ist ein grauseliger Weggefährte.

Auch mir ist es erst vor kurzem wieder passiert, dass nicht nur mein Weg, sondern ich als Person heftigst kritisiert wurde. Wobei ich das nicht mehr Kritik nennen möchte, es war ein verbaler Rundumschlag auf niedrigstem Niveau.
Und so sehr ich euch jetzt auch sagen möchte, dass man über solchen Dingen stehen muss, denn man weiß ja, aus welchen Gründen das passiert und man möchte dieser Person keinen Raum geben – das kann ich leider nicht. Denn auch wenn ich all diese Dinge weiß, lässt mich soetwas auch nicht kalt.

Niemand hat das Recht, andere Personen klein zu reden, nur um sich selbst besser zu fühlen. Über uns zu urteilen, ohne die ganze Geschichte zu kennen. Sich ein Bild einer Person zusammen zu basteln, ohne auch nur jemals mehr als 3 Sätze mit ihr gewechselt zu haben. Es ist nicht fair, es ist niederträchtig und feige.

Lasst sie leuchten!

Lasst euch eure Träume nicht klein reden! Steckt euch eure Ziele hoch und versucht, sie zu übertreffen!
Sie sind wichtig und wertvoll, ganz egal, wie groß oder klein sie auch im ersten Moment erscheinen mögen. Folgt euren Sternen, seid glücklich und voller Mut, macht damit die Welt zu einem besseren Ort. Und hört auf, andere für ihren Weg zu verurteilen.
So klein der Stern für euch auch Leuchten mag – für irgendjemanden ist er die Sonne.

Blogbeitrag Steck dir deine Ziele nicht so hoch | Sarah Koutnik Fotografie | Kasachstan | Charyn Canyon