Paula und Johanna – Moment, die beiden wurden hier doch schon einmal vorgestellt?
Ja, für diejenigen, die von Anfang an meine Arbeiten verfolgen, sind die beiden keine Unbekannten. Das Shooting von Paula und Johanna fand nämlich schon vor fast genau zwei Jahren statt. Und natürlich haben die zwei damals auch ihren Platz in meiner Galerie gefunden.
Warum ich also diese Fotos nocheinmal aus dem Hut zaubere? Nun, manche Fotos verdienen es, immer wieder neu betrachtet zu werden, und manche Geschichten verdienen es, dass man sie immer wieder erzählt. So auch die von Paula und Johanna.
Die gemeinsame Geschichte der beiden beginnt wie so einige glückliche Pferdegeschichten: Paula kam als Verkaufspferd in den Stall von Johannas damaliger Reitbeteiligung. Anfangs sollte sie sich nur ein bisschen um die Stute kümmern, sie Interessenten vorstellen. Doch schnell war klar: Paula war Johannas Herzenspferd. Und wie das nuneinmal so ist, mit den Herzenspferden, nahm das Schicksal seinen Lauf und die beiden wurden einander nicht mehr los.
Doch es gibt noch etwas, das Herzenspferde gerne machen. Ihre Besitzer vor schwierige Aufgaben stellen, die nahezu unlösbar scheinen und uns Menschen oft an den Rand der Verzweiflung bringen. Aber aus jeder bestandenen Prüfung geht man stärker hervor.
Und geprüft wurde Johanna so einige Male.
Borreliose, EOTRH, Lahmheiten, ein Herzfehler…
Doch die größte Prüfung stand den beiden noch bevor.
Unsere Wege kreuzten sich vor etwa 4,5 Jahren, durch das gemeinsame Hobby Pferd und das Clickern im Speziellen sind wir uns zunächst virtuell, dann auch im echten Leben über den Weg gelaufen.
Ich habe die Geschichte der beiden seitdem mitverfolgt, mich bei Erfolgen mitgefreut und bei Rückschlägen mitgelitten.
Bis dann der ganz große Rückschlag kam.
„Paula hat ein großes Herz.“
Dieser Satz klingt so unglaublich schön und positiv, doch ist er leider in doppelter Hinsicht wahr. Paulas Herz hatte sich in kurzer Zeit stark vergrößert, verdreht und dürfte theoretisch nicht mehr schlagen. Diese Mitteilung bekam Johanna bei einem Kontroll-Ultraschall im Juli 2013.
Die Tierärzte gaben Paula nur noch ein gutes halbes Jahr und Johanna ein Reitverbot, zu gefährlich, immerhin könnte es quasi jeden Moment so weit sein und die Stute tot umfallen.
Nachdem der erste Schock ein klein wenig verdaut war, trat Johanna mit einer großen Bitte an mich heran. Ich sollte ihren letzten Ritt auf Paula fotografisch festhalten. Im Hochzeitskleid auf dem eigenen Pferd – ein Mädchentraum.
Wie hätte ich da nein sagen können?
Ich war die Tage vor dem Shooting so unglaublich nervös. Meine Kamera und ich hatten erst wenige gemeinsame Einsätze gemeistert und ich war unsicher, ob ich denn gut genug für diese Aufgabe wäre. Meine Ansprüche an mich selbst waren und sind ziemlich hoch und ich wollte nicht nur ein gutes, sondern ein besonderes Ergebnis abliefern.
Schließlich war es dann so weit. Wir hatten wirklich großes Glück mit dem Wetter – auf der einen Seite die wunderbare sommerliche Abendsonne, auf der anderen Seite große Gewitterwolken. Fast schon unheimlich, wie gut das Wetter an diesem Tag gepasst hat…
Es hat sich auch ziemlich schnell eine ganz besondere Stimmung eingestellt. Obwohl es die ein oder andere Ablenkung gab, war es doch irgendwie ganz ruhig und innig und die Harmonie zwischen Johanna und Paula fast schon greifbar…
Es war ein wunderbarer letzter Ritt!
Ich lobe mich selbst ja nur äußerst ungern, aber ich war schon damals von den Fotos ganz angetan. Ich liebe es, dass die Liebe zwischen den Beiden so sichtbar ist…
Dieses Fotoshooting gehört für mich mit zu den ganz besonderen Meilensteinen meiner Karriere. Es war dieser Tag, an dem ich für mich entschieden habe, das Gewerbe tatsächlich anzumelden. Ich wollte einfach mehr solcher besonderen Momente festhalten, mehr wunderbare Geschichten von Menschen und ihren Tieren erfahren und mehr Menschen mit meiner Arbeit ein wenig glücklicher machen. Träume verwirklichen, Emotionen festhalten…
Vor einigen Tagen bin ich beim Stöbern auf meinen Festplatten wieder auf die Fotos von Johanna und Paula gestoßen. Und zufällig (wenn man denn an Zufälle glauben mag) hat mir mein Webplayer auch noch das eine Lied vorgespielt, dass ich damals bei der Bearbeitung immer wieder gehört habe. Bevor ich wusste, was ich denn eigentlich tat, hatte ich das erste Foto auch schon fertig bearbeitet.
In diesen zwei Jahren, die seit dem Shooting vergangen sind, habe ich in Sachen Bildbearbeitung doch so einiges gelernt und auch meinen eigenen Stil entwickelt.
Das erste Foto war schnell fertig und schon war das nächste dran… Und das nächste… Und das nächste…
Viele der Fotos, die ich neu bearbeitet habe, waren auch vor zwei Jahren schon meine Favoriten. Die Tatsache hat mich doch ein klein wenig überrascht – mein Blick auf den Bildaufbau hat sich also kaum geändert, nur der Blick auf die Bearbeitung geht heute in eine doch recht deutlich andere Richtung. Den ein oder anderen kleinen, bisher unentdeckten Schatz habe ich aber dennoch aufgestöbert ;)
Und etwas anderes ist mir bei der Bearbeitung auch noch aufgefallen. Ich habe meine Ziele von damals, mein kleines Versprechen an mich selbst ein bisschen aus den Augen verloren. Die kleinen und großen Geschichten, die Emotionen sind meinen Fotos ein wenig verloren gegangen. So empfinde ich das zumindest… Es wird wohl Zeit, für eine leichte Kurskorrektur…
Zurück zu Johanna und Paula.
Prüfungen, Herzenspferde, Mädchenträume…
Verdient so eine große Geschichte wirklich ein so trauriges Ende?
Nein.
So eine Geschichte verdient ein Happy End.
Gestern hatte das Wunderpferd Paula ihren Jahrestag.
Gestern vor zwei Jahren wurden ihr noch 6 Monate gegeben.
Gestern hat Paula wieder gezeigt, wieviel sie von solchen Diagnosen hält.
Und ich wünsche den beiden noch viele gemeinsame Jahrestage!
Johanna hat es einfach schön ausgedrückt:
So lange dieses Herz schlägt und Paula mir in die Augen kuckt, werde ich die Zeit genießen. Ohne in den Kalender zu kucken.
2 Kommentare
Johanna
23. Juli 2015 at 22:19Jetzt laufen hier die Tränen!
Vielen Dank Sarah für diese Zeilen, die Fotos, die sehr treffende Zusammenfassung und die rührenden Worte!
Ich war mir gar nicht bewusst, wie sehr auch du emotional an diesem Shooting hängst und welche „Folgen“ es hat. :)
Danke, danke, danke! :*
Liebe Grüße,
Johanna mit Paula
PS Kann ich vielleicht ein paar der neuen Fotos auch noch haben? <3 *liebkuck*
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Sarah
24. Juli 2015 at 06:49Ja, das Shooting hat bei mir ganz viel ins Rollen gebracht :) Es war auch einfach schön, die Fotos nocheinmal anzusehen und die Erinnerung daran wieder hochzuholen…
Deshalb sag auch ich nochmal danke, danke, danke, dass ich euch fotografieren durfte!
Natürlich bekommst du die neuen Fotos auch :) Ich schicke dir heute Nachmittag einen Link zum Download.