Schnee! Endlich! Und dann auch noch so viel!

Das waren in etwa meine Gedanken, als der Winter im Februar in München so richtig Einzug gehalten hat. Ich lebe nun doch schon seit 10 Jahren in München (bzw. nahe an der Stadt) und bisher gab es einen Winter (den ersten), den ich auch tatsächlich als Winter bezeichnet hätte. Für mich heißt das einfach Kälte und Schnee so weit das Auge reicht.
Seit ich mein kleines Foto-Gewerbe angemeldet hatte, habe ich auf so eine Gelegenheit gewartet und umso mehr hat es mich gefreut, als endlich auch die erste Anfrage für Schneefotos eintrudelte.

Melanie hatte Weihnachten einen Gutschein für ein Fotoshooting bei mir erhalten und wollte ihn auch gerne bei winterlichen Bedingungen einlösen.
Das Glück war auf unserer Seite (das dachte ich zunächst) und am vereinbarten Tag hatten wir bestes Wetter – unter Minus 10 Grad und dazu Sonnenschein.
Wir wollten das Abendlicht nutzen und starteten daher knapp zwei Stunden vor Sonnenuntergang. Normalerweise ist das die perfekte Zeit für Fotos, das Licht wird langsam weicher, man kann sich genügen Zeit lassen und das Gegenlicht schön nutzen.

Was ich nicht bedacht hatte: Schnee.

Fotoshooting mit Pferd im Schnee | Pferdefotografie | Sarah Koutnik Fotografie

Wie ich schnell bemerken musste, ist bei Schnee zu fotografieren nochmal eine ganz andere Sache, als ohne dieses kalte, weiße Zeug zu arbeiten.
Die ganz offensichtlichen Schwierigkeiten waren zum einen die Temperatur – bei unter 0 Grad entladen sich Akkus recht schnell, die Technik streikt recht gerne und wenn man zu schnell zurück ins Warme geht, bildet sich im Inneren der Kamera Kondenswasser, was zu Kurzschlüssen führen kann, beziehungsweise die Schimmelbildung in Objektiven begünstigt.
Gut, darauf war ich noch halbwegs vorbereitet. Zwei Ersatzakkus, die in der Innentasche der Jacke nahe am Körper getragen werden und somit warm bleiben haben zumindest das erste Problem kleiner werden lassen.
Gegen die Kondenswasserbildung hilft ein guter Rucksack, in den die Kamera nach dem Shooting gepackt wird, um sie dann langsam wieder auf Raumtemperatur zu bringen.

Eine weitere Schwierigkeit ist die Kälte dann natürlich auch für den Fotografen. Ich knie oder liege bei Shootings so gut wie immer am Boden und in diesem Fall dann eben im Schnee. Viele Schichten und vor allem wasserdichte, gut isolierte Schuhe sind da ganz ganz wichtig. Mit Handschuhen kann ich meine Kamera leider nicht mehr bedienen, aber Taschenwärmer und gute Handschuhe für Zwischendurch sind meine liebsten Helferlein.

Zumindest auf diese Dinge war ich relativ gut vorbereitet. Wie sich der Schnee allerdings auf meine Fotos auswirkt, hatte ich nicht bedacht.
Schnee wirkt wie ein übergroßer Reflektor. Auch das schon recht weiche Licht der Abendsonne wurde stark reflektiert und war plötzlich alles andere als weich.

Fotoshooting mit Pferd im Schnee | Pferdefotografie | Sarah Koutnik Fotografie

Doch dieser Nachteil war gleichzeitig auch ein großer Vorteil, denn durch die Relektion waren auch Gegenlichtfotos sehr gut ausgeleuchtet. Und durch das harte Licht wurde die kalte Stimmung der Bilder noch weiter verstärkt. Wir sind es gewohnt, dass alles strahlt, wenn Schnee liegt, was die Bilder auch realistisch wirken lässt.

Ein weiterer Minuspunkt war, dass der Schnee sich über alles legt und einen sehr gleichmäßigen Hintergrund erschafft. Noch dazu war das Gelände sehr flach und kein Wald in der Nähe. Aber auch das wurde schnell in einen Vorteil umgewandelt. Wenn alles gleich aussieht, stechen einzelne Dinge, die man sonst übersehen hätte ganz besonders hervor. So wie der große Ast, der mitten im Schneefeld lag.
Die Kreativität wurde gefordert und es machte unglaublich viel Spaß, die Weite, die durch das Weiß kreiert wurde, für die Bildgestaltung zu nutzen.

Zurück am Stall musste unbedingt noch das Gemäuer der Gebäude genutzt werden. Ich liebe Backsteine und interessante Fassaden total!
Sie stehen fast jedem Pferd sehr gut und können daher schön als Hintergrund für Portraits genutzt werden.
Die Sonne stand inzwischen bereits so tief, dass das Licht am Ende doch noch ganz weich und golden wurde und so noch meine geliebten Gegenlichtaufnahmen entstehen konnten.

 

Auf jeden Fall muss auch noch das beste Fotoshooting-Helferlein der Welt erwähnt werden. Melanies Mann trug Wechselzäumungen, Jacken, Rucksäcke, Proviant und hüpfte im Hintergrund unermüdlich auf und ab, um die Blicke der Pferde auf sich zu ziehen.
Der Kaffee zum Aufwärmen am Ende des Shootings war auf jeden Fall gut verdient ;)

Fotoshooting mit Pferd im Schnee | Pferdefotografie | Sarah Koutnik Fotografie