Ein paar Worte zu Beginn

Wie im letzten Beitrag angekündigt, verbirgt sich hinter „Einfach bessere Fotos machen“ eine kleine Serie an Tipps und Tricks, die euch zeigen soll, wie man mit ganz einfachen Mitteln ansprechendere Fotos machen kann.
Keine Sorge, es wird hier nicht all zu technisch und man braucht für die meisten Dinge, die ich euch zeigen möchte, auch keine große digitale Spiegelreflexkamera. Natürlich wird es wohl auch den ein oder anderen Beitrag für Interessierte geben, bei denen sich alles um Technik und dann auch um DSLRs drehen wird, aber das Hauptaugenmerk liegt ganz eindeutig wo anders.

Ich liebe gute Dinge. Gute Schokolade, gute Bücher und – ganz klar – auch gute Bilder und Fotos. Doch was macht für mich ein gutes Foto aus? Diese Frage werde ich noch an einer anderen Stelle hier im Blog etwas ausführlicher beantwoten, deshalb hier jetzt nur die ganz kurze Antwort: Bildgestaltung.
Das Herz eines jeden Fotos ist die Gestaltung, die Platzierung der verschiedenen Motive im Rahmen und zueinander.
Es gibt einige grundlegende Regeln der Bildsprache, die ich euch nach und nach erläutern möchte. Ursprünglich kommen diese Regeln aus der Malerei, hier war der Vorteil allerdings, dass man die leere Leinwand so gestalten konnte, wie man es wollte. Wir als Fotografen müssen da – wenn wir nicht gerade die Szene von Grund auf selbst komponieren – mit dem arbeiten, was uns aktuell zur Verfügung steht. Und meist steht uns viel mehr zur Verfügung, als wir glauben.

Das Ziel dieses Beitrags

Heute möchte ich euch eine sehr einfache Technik näher bringen, die euren Fotos schnell das „gewisse Extra“ verleihen kann: das Einrahmen des Motivs.
Am Ende dieses Beitrags sollt ihr Lust haben, raus zu gehen und zu fotografieren. Oder drin zu bleiben und zu fotografieren. Hauptsache, ihr wollt fotografieren und überall Strukturen finden, die eure Motive einrahmen.

Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr mir eure Ergebnisse dann auch zeigt!

Warum einrahmen?

Der Mensch ist ein visuell geprägtes Wesen. Sehen ist unser wichtigster Sinn und große Teile unseres Gehirns sind ständig damit beschäftigt, visuelle Eindrücke wahrzunehmen, zu filtern und zu verarbeiten.
Für uns Fotografen ist das Wissen um gewisse Sehpräferenzen sehr wichtig – immerhin bedienen wir mit unseren Fotos nur diesen Sinn. Man kann unsere Bilder weder hören, noch riechen oder schmecken. Gut, wenn sie gedruckt sind, kann man sie schon in die Hand nehmen, daran riechen und wenn man unbedingt möchte, sie auch probieren. Doch das bringt nur Informationen über das Papier und die Druckfarbe, aber lässt uns das Motiv nicht anders erleben.
Somit sind wir darauf angewiesen, dass unsere Bilder betrachtet werden. Und hier können wir einige Regeln zu unserem Vorteil nutzen, damit genau unser Bild unter all den tausenden, die jede Sekunde produziert werden, wahrgenommen wird.

Das Leiten des menschlichen Blickes ist somit unsere grundlegendste Aufgabe – und wie man das macht, möchte ich euch zeigen und erklären.
In unserem Kulturkreis liest man Bilder meist von links nach rechts (ja das ist in anderen Teilen der Welt ganz anders, auch Farben können unterschiedliche Bedeutungen haben – man muss sein Publikum also auch kennen ;) ), der Blick wandert gerne entlang von Linien. Sehr helle Bereiche und Gesichter oder Augen ziehen den Blick fast schon magisch an. Außerdem werden Dinge, die eingerahmt sind, als besonders bedeutend angesehen und genauer betrachtet.

Ein Rahmen um das Motiv kann auch den Blick des Betrachters „gefangen“ halten und am Wandern über das Bild hindern. Durch das Einrahmen bekommt das Foto eine ganz andere Balance, es wirkt ruhiger und stabiler. Je nachdem, welche Aussage wir tätigen wollen, können wir somit eine sehr ruhige Atmosphäre schaffen, oder durch Kontraste Spannung schaffen. Ein Kontrast zu einem Rahmen wäre zum Beispiel ein sich sehr schnell bewegendes Hauptmotiv innerhalb desselben.

Ihr seht also schon, so einen Rahmen können wir für viele unterschiedliche Dinge nutzen. Außerdem gibt es ganz vielfältige Variationen – einige davon möchte ich euch jetzt noch vorstellen.

Künstliche Rahmen – Architektonische Rahmen

Sehr einfach zu finden sind künstliche Rahmen.
Jeder von euch hat sogar einige bei sich zu Hause. Die Rede ist hier von zum Beispiel Türen und Fenstern. Diese eigenen sich ganz ideal, um das Konzept des Einrahmens erstmal zu üben. Andere Rahmen wären zum Beispiel wie im Foto unten Boxenfenster:

Pferd schaut aus Box | Pferdefotoshooting | Pferdefotografie | Bayern | gratis Fotokurs | einfach bessere Fotos machen | Motive einrahmen

Hier wird der Blick ganz automatisch auf das Pferd im Inneren des Rahmens gelenkt und verweilt dort erstmal, da er aus diesem Quadrat nur schwer heraus kommt. Erst über den Blick des Pferdes sollte er wieder nach links gelenkt werden, um dann über die Struktur am unteren Rand des Fotos wieder zurück in den Rahmen zu finden.

Auch ein Regal kann als künstlicher Rahmen dienen:

Katze Maya im Regal | Motive einrahmen | kostenloser Fotokurs | Einfach bessere Fotos machen | Sarah Koutnik Fotografie | Katzenfotografie München

Hier bilden nicht nur die Regalfächer Quadrate, auch das Bildformat habe ich quadratisch gewählt, um die Bildwirkung nocheinmal zu unterstützen – also auch der „große Bildrahmen“, mein Foto-Format, kann zur Bildwirkung beitragen. Über unterschiedliche Formate und ihre Wirkung möchte ich an anderer Stelle nocheinmal ausführlicher sprechen.

Außerdem muss ein Rahmen natürlich nicht immer eckig oder vollständig sein. Auch ein Korb oder ein ovaler Spiegel können euer Motiv einrahmen und dadurch hervorheben.

schwarz weiße Hauskatze Lucy im Weidekorb | Katzenfotografie München

 

 

Ihr seht, es gibt schon in euren eigenen vier Wänden genügend Rahmen, die es zu entdecken und zu nutzen gilt.
Aber auch draußen in der Stadt gibt es unzählige Strukturen, die ihr nutzen könnt. Auch wie bei euch zu Hause gibt es hier wieder viele interessante Türen und Fenster, aber auch Torbögen oder Strukturen in Hausfassaden, die zum Einrahmen verwendet werden können. Da ich recht selten in urbanen Landschaften fotografiere, kann ich euch hierzu leider kein Beispielfoto zeigen.
Die nächsten beiden Variationen von Rahmen liegen mir schon deutlich mehr. Wir fangen an mit:

Natürliche Rahmen

Unter natürlichen Rahmen verstehe ich alles, was die Natur so bietet. Bäume, Sträucher, Blätter, Gräser, Steine,… Um uns herum finden sich andauernd natürliche Strukturen, die als Einrahmung für unsere Motive genutzt werden können. Ich möchte da anhand einiger Beispiele euren Blick ein wenig schulen.
Wir beginnen mit recht offensichtlichen Rahmen, die durch Bäume oder Sträucher gebildet werden. Alles, was ihr hier noch tun müsst, ist euer Motiv richtig zu platzieren, der Rest ist quasi schon erledigt.

Marie und Fjordstute Bella | gratis Fotokurs Motive einrahmen | Pferdefotografie München | Sarah Koutnik Fotografie

Auch hier habe ich wieder ein quadratisches Format gewählt, um die Wirkung des Rahmens weiter zu unterstützen. Die Bäume und Sträucher haben um diesen Weg einen ganz wunderschönen, vollständigen Rahmen gebildet, der einfach nicht ungenutz bleiben durfte. Ich habe die beiden Models ganz bewusst direkt in die Mitte und genau in diesen Durchgang gestellt, um den Blick ganz konzentriert auf die beiden zu lenken. Ich hätte sie auch deutlich weiter vor dem Rahmen platzieren können um dann mit einer etwas längeren Brennweite mit mehr Abstand zu fotografieren. Dadurch hätte der Rahmen kompakter gewirkt und es wäre weniger freie Fläche zwischen den beiden und den dunklen Blättern geblieben. Ich wollte jedoch dem Blick des Betrachters dazwischen noch ein wenig Platz bieten, damit er entlang der hell-dunklen-Spirale im Hintergrund immer wieder zum Hauptmotiv wandern kann.

Man muss sein Motiv nicht immer vollständig einrahmen. Nur selten bieten sich so perfekte Möglichkeiten wie in dem Bild oben, aber auch mit halben Umrandungen kann man den Blick konzentrieren und spannende Bilder schaffen.

Welsh B Wallach Ghost | gratis Fotokurs Motive einrahmen | einfach bessere Fotos machen | Sarah Koutnik Fotografie | Pferdefotografin Starnberg

Hier bildete das Gestrüpp einen sehr dichten, jedoch nur halb perfekten Rahmen um den Weg. Ich habe das Motiv auch hier wieder direkt unter dem Gestrüpp platziert, um genügend Platz für das Auge des Betrachters zu schaffen. Die Umwandlung in schwarz weiß hat mir für dieses Foto am besten gefallen. Ich liebe zwar Farben, hier haben sie jedoch von den Texturen und Strukturen, die überall im Bild zu finden sind, abgelenkt. Das flauschige Winterfell als Kontrast zum harten, fast dornig wirkenden Geäst, dazu das Laub auf dem Boden, das hier nochmal eine ganz andere Struktur ins Bild bringt.
Aber auch zu Texturen und Farben wird es noch einen anderen ausführlicheren Beitrag geben ;)

 

Andere Rahmen, wie zum Beispiel durch Gräser oder Blumen sind schon etwas schwieriger zu finden. Für sehr kleine Motive, wie Käfer in der Makrofotografie mag es noch einfacher sein, zum Beispiel eine Blume als Rahmen zu verwenden. Aber auch für größere Motive, wie für Pferde funktioniert das natürlich noch immer. Man muss nur ein bisschen genauer hinsehen und sich vielleicht auch mal auf den Boden legen, dann entdeckt man zum Beispiel Möglichkeiten, wie in diesem Foto hier:

Islaender Odi | gratis Fotokurs | Motive einrahmen | einfach besser Fotografieren | Pferdefotografie Starnberg | Sarah Koutnik Fotografie

Hier habe ich nicht das Motiv platziert, sondern mich so bewegt, bis Odi genau in der Lücke zwischen den beiden Blumen stand. Diese bilden einen recht dezenten, halben Rahmen im Vordergrund. Durch die schärferen Blumen, die näher an Odi stehen, wirkt die Umrandung nach unten hin geschlossen. Der Betrachter sollte an den Blumen entlang in einem sanften Bogen bis hin zum Hauptmotiv wandern.

Es muss allerdings auch nicht immer ein so deutlicher Rahmen sein. Manchmal ist dient das dezente Einrahmen des Motivs als unterstützende Struktur. Im folgenden Foto zum Beispiel bilden die Bäume auf der linken Seite einen ganz zarten Rahmen um das Pferd und unterstreichen durch ihre Linie die Bewegung des Halses:

Sarah Koutnik Fotografie | Pferdefotografie München | Tipps und Tricks | Workflow Sommerschnee | das fertige Foto

Wie ihr seht, findet man natürliche Rahmen so gut wie überall. Wenn man ein wenig geübt hat und einen Blick dafür entwickelt, fällt es einem auch ganz leicht, sie zu erkennen.
Noch ein wenig schwieriger zu finden und zu nutzen sind die letzte Kategorie von Einrahmungen, die ich mit euch besprechen möchte.

Rahmen aus Licht und Schatten

Die Arbeit mit Licht und Schatten gehört zum kleinen 1×1 des Fotografen. Allerdings ist es oft nicht ganz so einfach, Licht zu verstehen und dann auch richtig zu nutzen. Richtig bedeutet hier, es so zu nutzen, dass es unsere Bildaussage unterstützt und uns – in diesem Fall – als Rahmen dient.
Am einfachsten ist das, wenn das Licht gut sichtbar ist. Das passiert, wenn etwas Dunst in der Luft liegt oder es neblig ist – am besten also früh Morgens, wenn der Morgennebel langsam hoch zieht oder spät Abends, wenn die Sonne schon tief genug steht, um sie im Gegenlicht nutzen zu können.

Im folgenden Foto bilden Licht und Schatten gemeinsam mit den Bäumen am Rand des Bildes den Rahmen um Atlas.
Die Sonne stand schon relativ tief, weshalb ich mich für eine Gegenlichtaufnahme entschieden habe. Im Wald war es schon recht duster, doch genau auf dieser Stelle brach die Sonne durch und beschien das Moos so wunderbar. Das Licht fällt dreickig auf das Motiv und führt den Betrachter von oben direkt zum Pferd. Auf der rechten Seite liegen die Bäume im Schatten, auf der linken Seite habe ich einen beleuchteten Baum als Grenze ins Bild geholt, da hier in diesem Moment kein Schatten zu finden war. Diese Einrahmung ist also eine Kombination aus Licht, Schatten und Natur.

Fotoshooting mit Pferd im Wald bei Sonnenuntergang | Appaloosa Atlas | Pferdefotografie München

Auch hier ist es wieder der Lichtstrahl des Gegenlichts, der Hexe sanft einrahmt:

Malinois Hexe im Schnee | gratis Fotokurs | Motive einrahmen | einfach bessere Fotos machen | Sarah Koutnik Fotografie | Hundefotografie Starnberg München

Ein ganz typisches Beispiel für einen Rahmen aus Licht und Schatten sind natürlich die Portratis vor schwarzem Hintergrund. Die dürfen hier auf keinen Fall fehlen ;)
Die Dunkelheit der Stallgasse bildet hier einen undurchdringlichen, dominanten Rahmen um Goldstern, der dem Betrachter auch einfach keine andere Wahl lässt, als sich direkt mit dem Hauptmotiv zu befassen.

einäugiges Pferd Warmblut Goldstern vor schwarzem Hintergrund | Pferdefotografie München

Sehen, kombinieren, einrahmen

Wie ihr vielleicht schon beim Betrachten der Bilder gemerkt habt, sind meine Rahmen oft Kombinationen aus unterschiedlichen Typen. Das ist natürlich ganz klar, denn ohne Licht könnten wir gar keine Fotos machen.
Es gibt außer diesen drei genannten „Grundformen“ von Rahmen eine Unzahl weiterer, die entdeckt werden wollen. Ein weiteres Beispiel wären Rahmen im Rahmen oder Spiegelungen. Doch mit den besprochenen drei Grundtypen an Rahmen, die sich quasi überall finden lassen, habt ihr zunächst einmal genügen Stoff zum Lernen und zum Üben.
Das Wichtigste in der Fotografie ist, den eigenen Blick zu schulen, zu lernen, wie der Betrachter Dinge sieht und wie die Kamera die Welt darstellt. Wir werden uns in weiteren Beiträgen immer intensiver mit dem Thema Bildkomposition beschäftigen und ich hoffe, dass ich euch damit ein paar Werkzeuge an die Hand geben kann, mit denen ihr eure Fotografie auf ein neues Level hebt.

Ich würde mich unglaublich freuen, wenn ihr mir etwas Feedback zu dieser Serie gebt. Schickt mir eure Fotos mit eingerahmten Motiven, eure Fragen oder Anregungen – ich freue mich schon darauf, von euch zu lesen!

Falls ihr euch mehr Inspiration zum Thema Einrahmen wünscht, kann ich euch zum einen diesen (englischen) Artikel hier empfehlen: Subframing
Oder ihr bemüht einfach mal die google-Bildsuche und schaut, wieviele Rahmen ihr finden könnt: Bildsuche


Übersicht über alle bisherigen Beiträge der Serie „einfach bessere Fotos machen“: Bitte hier klicken