Oder: diese verdammten Selbstzweifel

Ich erzähle euch hier ja gerne von den schönen Seiten der Fotografie, Geschichten von Pferden und ihren Menschen, von Mut und Liebe und persönlichen Gedanken zu Leidenschaft und Selbstverwirklichung.

Heute erzähle ich keine so schöne Geschichte.
Heute werde ich nicht davon schwärmen, welche lieben Menschen und Tiere ich fotografieren durfte.
Heute möchte ich darüber schreiben, was mir in stillen, einsamen Momenten durch den Kopf geht.
Heute drehe ich die Medaille um und zeige euch die Kehrseite dieser Leidenschaft, die Leiden schafft.

Unscharfes Pferdefoto | Selbstzweifel

Wenn es um die Fotografie geht, dann neige ich ganz stark zu ungesundem Perfektionismus. Ich will alles können, alles so umsetzen, wie ich mir das vorstelle und die beste Arbeit abliefern, die ich abliefern kann. Da sind gewisse Bilder im Kopf, die ich umsetzen möchte und zwar ganz genau so, wie ich mir das vorstelle. Ich möchte Menschen erreichen, Emotionen erzeugen und Geschichten erzählen. Und das alles mit einem Foto.

Wenn ich mir meine Fotos ansehe, dann sehe ich das nicht. Ich sehe nur einen zu knappen Beschnitt. Eine zu hohe Perspektive. Zu viel Ablenkung im Hintergrund. Einen besseren Platz da auf der rechten Seite. Die überbelichtete Stelle im Himmel.
Nichts von dem, was ich erwartet habe, ist in diesem Bild zu sehen. Es ist nicht gut genug.
Die Selbstzweifel kommen.
Werde ich überhaupt jemals besser?
Jeder, der sehen kann, sieht doch, was so alles nicht passt, an diesem Foto.
Und diese kleine Stimme im Hinterkopf ist damit nicht zufrieden, sie flüstert mir leise weiter Dinge ins Ohr. Dass andere ganz andere Fotos machen. Dass andere besser sind. Dass ich glücklich sein kann, wenn irgendjemand überhaupt Fotos von mir haben möchte. Dass ich es doch besser sein lassen soll.
Ich bin nicht gut genug.

Ich würde euch jetzt gerne erzählen, dass ich diese Stimme besiegt habe. Zu gerne würde ich sagen, dass ich daraus Stärke beziehe, immer besser zu werden, nicht aufzugeben und mich weiter zu bilden. Es wäre schön, schreiben zu können, dass die Stimme leiser wird und sie als ansporn sehe, noch mehr zu leisten.

Aber dem ist nicht so.
Ich kann sie weder zum Schweigen bringen, noch als Inspiration nutzen.
Sie ist immer da.
Und an manchen Tagen, da glaube ich ihr auch.